Multifunktionales Transitmanagement: 7-Punkte-Programm für die A10 Innovative Maßnahmen und intelligente Verkehrssteuerung für besseren Verkehrsfluss und Entlastung der Gemeinden

Die A 10 Tauernautobahn zählt zu den am höchsten belasteten Reiserouten in Österreich. Die vorhandenen Kapazitäten reichen an den Reisewochenenden von Mai bis September bekanntlich nicht aus. Die Folge sind Staus mit stundenlangen Reisezeitverzögerungen und Belastung der Anrainerinnen und Anrainer durch das vermeintlich zeitsparende Ausweichen vieler auf Landes- und Gemeindestraßen – in der Regel auf Empfehlung des Navis.

Ziel des heute in Salzburg präsentierten und sieben Punkte umfassenden Maßnahmenprogramms „Multifunktionales Transitmanagement“ ist die kurz- und mittelfristige Verbesserung des Verkehrsflusses im Transit- und Reiseverkehr an der A 10 sowie die Vermeidung oder Verringerung von Ausweichverkehr und somit eine Entlastung der Menschen in den Anrainergemeinden. Ein generelles Verhindern von Stau ist aufgrund der temporär enormen Verkehrsmengen auf der wichtigen Nord-Süd-Achse nicht möglich, aber gleichmäßigerer und flüssigerer Verkehr bringt ein deutliches Plus an Reisequalität und Verkehrssicherheit.

Das Programm umfasst eine Vielzahl von kurz- und mittelfristig umsetzbaren baulichen und ver-kehrslenkenden Projekten sowie noch mehr Qualität bei Verkehrsinformation und Reisezeitprognosen. Die Optimierung von Kontrollmaßnahmen sowie die Anpassung von Beschränkungen und Verboten sind ebenfalls Teil des Pakets, für dessen Umsetzung neben der ASFINAG das Bundes-ministerium für Mobilität sowie das Land Salzburg verantwortlich zeichnen.

Mobilitätsminister Peter Hanke: „Mit diesem Maßnahmenpaket zeigen wir: Moderne Infrastrukturpolitik bedeutet nicht nur Bauen, sondern vor allem intelligentes Steuern. Wir investieren in Technologie, die Staus verkürzt, Anrainer entlastet und Reisenden Planbarkeit gibt. Dieses Programm hält den Verkehr dort, wo er hingehört – auf der Autobahn – und entlastet die Gemeinden. Reisende kommen sicherer ans Ziel, und Anrainer bekommen ihre Straßen zurück.“
Landeshauptfrau von Salzburg Karoline Edtstadler: „Salzburg ist mit bis zu 100.000 Autos auf der Tauernautobahn besonders stark vom Reiseverkehr betroffen. Deshalb ist es wichtig und richtig, dass die ASFINAG rund 40 Millionen Euro für ein modernes Verkehrsmanagementsystem in die Hand nimmt. Davon profitieren die Salzburgerinnen und Salzburger, die mit dem Auto unterwegs sind, weil der Verkehr flüssiger bleibt und die Anrainerinnen und Anrainer, weil das Ausweichen auf Landes- und Gemeindestraßen erschwert wird.“
Stefan Schnöll, Landeshauptfrau-Stellvertreter: „Mit diesem Maßnahmenpaket verbessern wir die Verkehrssteuerung auf der Tauernautobahn und versuchen, die Hoheit über unsere Straßen zurückzugewinnen. Die A10 ist eine der zentralen Verkehrsachsen Österreichs. Durch intelligente Verkehrssteuerung, gezielte Kontrollmaßnahmen und eine dosierende Verkehrsabwicklung gelingt es uns, den Verkehr möglichst lange flüssig zu halten und ihn bei Stauereignissen auf der Autobahn zu halten. So wollen wir versuchen, eine spürbare Entlastung für die Menschen in den Anrainergemeinden der Autobahn zu schaffen.“
Hartwig Hufnagl, Vorstandsdirektor der ASFINAG: „Die ASFINAG ist ein innovativer und nachhaltiger Mobilitätspartner – unser Motto beim Verkehrsmanagement ist eindeutig: G´scheiter statt breiter. Die vorhandenen Kapazitäten der A 10 Tauernautobahn sind abseits der temporären Überlastungen an starken Reisetagen ausreichend. Aber genau für diese, für alle Beteiligten extrem herausfordernden Phasen, bringen wir ein effizientes Maßnahmenpaket auf die Straße. Intelligente Verkehrssteuerung, Information und Kontrollen sind der Schlüssel für bessere Mobilität sowie Entlastung und mehr Lebensqualität in den Gemeinden an einer der wichtigsten Nord-Süd-Achsen Österreichs.“    

Innovation und intelligente Verkehrssteuerung

1. Intelligente Verkehrssteuerung und Erhöhung der Funktionalität

Die bestehenden Anzeigen im Zusammenhang mit der vormaligen Immissionsschutzgesetz‑Luft (IG‑L) Verordnung („Lufthunderter“) werden zu einer vollfunktionalen Verkehrsbeeinflussungsanlage erweitert. Das mit entsprechenden Tempolimits verbundene Ziel ist die Harmonisierung des Verkehrs, die das Unfall- und das Staurisiko senkt. Diese Erweiterung der Verkehrssteuerungsmöglichkeiten kommt bei Bedarf sowohl im Reiseverkehr als auch über das gesamte Jahr im Pendler-Verkehr zum Einsatz. Frühzeitige und präventive Reduktion der Geschwindigkeiten ermöglicht einen höheren Kfz-Durchsatz von A nach B beziehungsweise im Zulauf zu den Tunnelportalen. Staus und damit einhergehend Blockabfertigung werden verhindert oder hinausgezögert. Die Vorgaben dafür werden anhand einer intelligenten Analyse umfangreicher vorhandener Verkehrsdaten (Algorithmus) ermittelt. Oberste Priorität hat dabei die Strecke Walserberg bis Golling als Zulaufstrecke bis zum ersten A10-Tunnel.

2. Verdichtung der Infrastruktur (Aktorik und Sensorik)

Die ASFINAG bringt die bestehenden Informationsanzeigen auf den neuesten Stand der Technik – mittels Umstellung auf eine vollgrafische LED-Anzeigetechnologie. Die Erneuerung und Verdichtung der Sensoren für Verkehrsdaten und Fahrzeugklassen ermöglicht eine präzise Datenerfassung für den Zweck der Verarbeitung und Analyse, um diese wiederum punktgenau an die Verkehrsteilnehmenden über die neue Anzeigetechnologie übermitteln. In Summe werden in den betroffenen Streckenabschnitten rund 50 Sensorik-Standorte, sowie rund 50 Informationsanzeigen technisch erneuert bzw. neu errichtet.

3. Weiterentwicklung der effizienten Verkehrsabwicklung

Entlang des Reisekorridors der A10 werden Optimierungen in der Verkehrsabwicklung vorgenommen, um die Leistungsfähigkeit und Sicherheit möglichst hochzuhalten. Dabei wird der Verkehr auf der Autobahn gehalten und Ausweichverkehr reduziert werden. Dafür sollen Zuflüsse zu kritischen Abschnitten harmonisiert werden und Anfahrprobleme (Lastkraftwagen (Lkw), Wohnwägen) bei Steigungsstrecken vermieden werden.

Besonders im Zusammenhang mit der Generalerneuerung von Tauern- und Katschbergtunnel ab Herbst 2027 gilt es, Ausweichverkehr durch gezielte Maßnahmen an geeigneten Punkten zu vermeiden. Zugleich soll der Verkehr während der herausfordernden Bauphasen gleichmäßig verteilt und harmonisiert werden. Neben den technischen sind dabei auch die rechtlichen Rahmenbedingungen zu erweitern, wofür die zuständigen Verkehrsbehörden eingebunden werden.

4. Zuflusssteuerung

Es wird eine Analyse von sinnvollen Maßnahmen zur Dosierung des auf die A10 auffahrenden Verkehrs durchgeführt. In Frage kommen sogenannte Zuflussregelungsanlagen („Ramp Metering“). Mittels Sensoren an den Rampen und an der Hauptfahrbahn wird die Dichte des Verkehrs gemessen. Eine Ampel an der Autobahnauffahrt dosiert mit Rot-Grün-Phasen auffahrende Autos, was auch das Einordnen leichter macht und den Verkehr auf der Autobahn weniger beeinträchtigt. Sogenannte „Pförtnerampeln“ im niederrangigen Netz im Zulauf zur Autobahn wirken mit längeren Rotphasen ähnlich und machen das Ausweichen dorthin unattraktiv. Zuletzt lassen Schrankenanlagen an den Rampen ein komplettes Schließen der Anschlussstelle zu. Bei einer solchen temporären Sperre ist der Regionalverkehr über das untergeordnete Netz abzuwickeln.

5. Kontrollmaßnahmen

Mittels umfangreicher Kontrollmaßnahmen im gesamten Projektgebiet wird die Einhaltung der verkehrssteuernden Maßnahmen überwacht und deren Wirkung sichergestellt, um die Einhaltung der Tempolimits im Reiseverkehr zu gewährleisten. In einem ersten Schritt soll zwischen Knoten Salzburg und Golling eine verdichtete Verkehrsüberwachung durchgeführt werden, um den Effekt der während der Reisezeit aktivierten Tempolimits gewährleisten zu können.

6. Beschränkungen und Verbote

Optimierte Fahrverbote beziehungsweise Beschränkungen werden eine Trennung von Reise- und Güterverkehr begünstigen sowie eine bessere Ausnützung der vorhandenen Infrastrukturkapazitäten und die Vermeidung von Ausweichverkehr ermöglichen. Dafür wird eine Arbeitsgruppe zwischen Land Salzburg und ASFINAG eingerichtet, erste Anpassungen sollen für den Sommerreiseverkehr 2026 in Kraft treten. Das betrifft hinsichtlich starker Reisezeiten den Lkw-Fahrverbotskalender oder Lkw-Überholverbote, Nachtfahrverbote, Abfahrtsverbote oder Einschränkungen für Sondertransporte.

7. Verkehrsinformation und Prognose

Mit Reisezeit- und Prognoseservices wird die ASFINAG die Lenkerinnen und Lenker auf allen relevanten Kanälen über die Echtzeitverkehrslage, Zeitverlust und die zukünftige Verkehrssituation auf der A10 informieren, ähnlich wie bereits im Zusammenhang mit der Sanierung der Tunnel zwischen Golling und Werfen. Nunmehr auch länderübergreifend in Kooperation mit Deutschland und mit einem speziellen Fokus auf Frächter beziehungsweise den Schwerverkehr.

Zusammenarbeit der Stakeholder

Voraussetzung für den Erfolg des Maßnahmenprogramms ist die Zusammenarbeit aller Akteure. Die Projekte liegen zum Großteil im Aufgabenbereich der ASFINAG. Einzelne Maßnahmen obliegen aber auch dem Land Salzburg beziehungsweise der Landespolizeidirektion Salzburg, verkehrsrechtliche Agenden und Rahmenbedingungen den zuständigen Behörden im Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur.

Für den Erfolg des Programmes gilt es alle Maßnahmen abgestimmt umzusetzen und im Autobahnbetrieb zu implementieren. Auch die Kooperation mit den Nachbarländern spielt eine wesentliche Rolle für ein erfolgreiches Verkehrsmanagement am gesamten sogenannten Salzburger und Kärntner „Tauernkorridor“ (A10 Tauern- und A11 Karawankenautobahn) und ist eine wesentliche Säule des Programms.